Neues Hörspiel

 

"Vom vorgetragenen, aber vorher schriftlich fixierten Wort-Hörspiel der 50er Jahre entwickelte es [das neue Hörspiel] sich zu einer akustischen Form, in der die Textvorlage vielfach nur "Partitur" ist, nur angibt, wie bestimmte Ton-Zitate und Geräusche zu gewinnen und zu mischen sind. Dieses "Neue Hörspiel" entsteht nicht am Schreibtisch, sondern in den Studios der Sender mit ihren technischen Apparaturen." 

 (Hickethier, Knut: Mediale Bedingungen der literarischen Kommunikation, in: Frunk-Kolleg Literatur, Band 1, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 1972, 151f)

 "Das neue Hörspiel sollte vor allem das aktive und kreative Hörverhalten fördern und stärken und verlangte daher einen Hörer, "der bereit ist, mitzuspielen, sich produktiv auf die (Spiel-)Vorgaben einzulassen und der nicht eine abholbare Botschaft erwartet, sondern ein Angebot, sich denkend und und phantasierend in dem im Hörspiel assoziierten Wirklichkeitsfeld zu bewegen." 

Besonders bei der Komposition der akustischen Elemente wurde der spielerische Aspekt dieser neuen Hörspielform deutlich und auch schon die Zusammensetzung von Geschehnis- bzw. Sprachteilen konnte eine starke spielerische, d.h. offene Struktur besitzen.

 (Werner, Anna, Handlungsorientierter Unterricht am Beispiel einer Hörspielproduktion im Englischunterricht, 2012, 5)

"Das Neue Hörspiel ist in seiner Tendenz antirationalistisch, sprachkritisch und spielerisch. […] Das Hörspiel ist nicht mehr das Hörspiel. Mit der Hinwendung zum materiellen Wert der Sprache, zur Sprache als billige, aber den Kurs selbst bestimmende Handelsware, vollzieht das neue Hörspiel oder das in Anführungszeichen gesetzte Hörspiel einen fundamentalen Bruch zur Vorstellungswelt des traditionellen Hörspiels, dessen uneingeschränkten Machtbereich, der der ›’inneren Bühne‹ und ihrer faszinierenden Illsuionen, d.h. Täuschungen, war."

(Klaus Schöning, deutscher Hörspielautor, 1969)

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Non-diegetischer Ton 

 

Als non-diegetischen Ton bezeichnet man Töne oder Geräusche, die nachträglich hinzugefügt wurden (z.B. Voice-over, Soundeffekte).

Untertitel, Erzählerstimme und Hintergrundmusik sind non-diegetisch, weil sie von den Figuren in der erzählten Welt nicht wahrgenommen werden, sondern nur vom Zuhörer/Zuschauer.

Bordwell, David, Kristin Thompson (2001): Narrative as a Formal System. In: dies.: Film Art. An Introduction. New York: McGraw Hill, S. 66ff.

Theoretisch wäre es aber auch möglich, dass die Figuren in der erzählten Welt die Töne nicht wahrnehmen, sie aber dennoch Teil dieser Welt sind. Ich habe mir das so gemerkt: die Diegese ist alles, was die Erzählte Welt umfasst. Non-diegetisch ist also alles, was nicht zu der Realität der erzählten Welt gehört, eben zum Beispiel Untertitel etc., siehe auch Aurikularisierung.

Wie Verhält es sich hierbei bei Gedanklichen Monologen, die den Hörer*innen zum zuhören gegeben werden, sie gehören zur Welt, sind dort aber nicht als Geräusche Hörbar und werden in der Regel nur von einer Person wahrgenommen. Ich würde dennoch dazu Tendieren sie als Non-diegetisch einzuordnen.

Das ist eine interessante Frage, ich denke es kommt darauf an: Wenn die Person, die monologisiert, in die jeweilige Welt gehört, würde ich den Monolog auch als diegetisch bezeichnen, ist es aber zum Beispiel ein Erzähler oder eine Stimme aus dem Nichts, würde ich so einen Monolog auch als non-diegetisch bezeichnen. Dennoch denke ich, dass eine* Erzähler*in Teil der Diegese sein kann, ohne zum diegetischen Ton zugeordnet zu werden. 

Dass der Monolog selbst Diegetisch ist finde ich sehr verständlich, fraglich bleibt für mich aber weiterhin ob die Hörbarkeit des Monologes ebenfalls noch als Diegetisch zu betrachten ist.